Farid ibn Al Atir
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Ich bin Farid geboren in Unau (Stadt der Novadi)
Meine Erzählung beginnt in meiner Kindheit, als ich noch klein war und immer
zwischen den Gassen herumtollen durfte.
Ich muss echt sagen das ich eine glückliche Kindheit hatte. Mein Vater war ein
reicher Kaufmann, meine Familie treibt schon seit Generationen Handel mit den
Álvarez' aus Punin im Mittelreich.
Aber mich interessierte das nie ich war immer gut darin alle Arbeit von mir
fernzuhalten und wenn ich etwas für Vater erledigen sollte, war ich immer
beschäftigt. Meist hab ich dann auf meiner Laute oder zu Singen geübt. Apropos
Musik, das ist wirklich mein ?ein und alles? es macht einfach nur Spaß. Ich hab
schon so lang ich denken kann, immer ein Liedchen auf den Lippen. Und das beste:
Was ich damit erreiche. Als ich damals gerade 7 Jahre war, haben mir einmal die
Nachbarsjungen aufgelauert. (Keine Ahnung wieso vielleicht waren sie neidisch
auf unser Geld oder mein Aussehen) Naja jedenfalls war ich echt heftig in der
Unterzahl, es müssen mindesten 4 Jungs gewesen sein. Aber ich hab einmal ein
Lied angestimmt und da haben sie total Angst bekommen und sind gelaufen wie die
Hasen. Das war toll!
Zum Beispiel kann ich erinnere ich mich an dieses süße Mädchen aus der
Nachbargasse. Sie konnte mir nie einen Wunsch abschlagen besonders nicht wenn
ich ihr etwas auf meiner Laute vorgespielt habe. Man was hatte ich für einen
Spaß mit ihr!
Manche Leute meinten dann immer das irgendwann nochmal ein Magier werde,
aufgrund meiner Begabungen, aber das will ich nicht. Magie macht mir Angst und
ist einfach unberechenbar. Ich beherrsche ja auch keine Magie, ich kann nur gut
Singen und Laute spielen ? DAS ist alles!
Also mein Kindheitsalltag sah folgendermaßen aus.
Ich war zu Hause mit unserem Kindermädchen und meinen beiden Schwestern und
musste sehr früh auf die beiden aufpassen, das war echt nervend. Aber ich hab
immer schnell versucht mich davon zustehlen und durch das Viertel zu laufen, auf
dem Markt gibt es immer was zu sehen. Fremde Gerüche und Laute. Fremdartige
Tiere, verwachsene Menschen, Männer aus fremden Landen.
Mich interessiert wirklich alles fremde und schöne. Gewürze, Tabak, ein guter
Tee.. ? ich hatte zwar selbst nie wirklich Geld für sowas aber manchmal fällt ja
etwas ZUFÄLLIG zu Boden und dann kann man das aufheben.
Unsere Kindsfrau musste mich da oft schon suchen, das war lustig, wie sie mich
dann immer ganz aufgelöst zwischen irgendwelchen Kisten gefunden hat.
Ich hatte noch einen Bruder, der war 5 Jahre älter und früher konnte ich also
gut mit ihm spielen, aber er musste dann bald immer mit Vater mit auf seine
Handelsfahrten. Unsere Mutter hatte den Haushalt organisiert und Vater immer
eine bequeme Heimstatt geboten. Vaters erste Frau wurde früh von Rastullah
heimgeholt, sie war die Mutter von meinem älteren Bruder. Vater hat dann nach 2
Jahren neu geheiratet und dann sind auch wir drei schnell nachgekommen. Es gab
immer wieder Ärger zwischen meiner Mutter und meinem älteren Bruder, denn er
sieht sie nicht als seine Mutter an. Vater musste da schon oft für Ordnung
sorgen.
Mit 12 Jahren war dann das schöne Leben vorbei, ich musste wie mein Bruder mit
Vater mitfahren. Damit ich was sinnvolles mache und endlich etwas lerne in
meinem Leben. Das verstand ich garn nicht, ich kann Laute spielen und singen und
die Leute dazu bringen das zu machen was ich will ? Ist das nichts?
Also ab da hieß es, in klapprigen Wagen durch die Wüsten zu fahren, Vaters
Monologen zuhören und versuchen dabei nicht einzuschlafen und ständig dieser
elende Sand zwischen den Zähnen und dann auch noch Nachts unsere Waren bewachen,
während alle schlafen. Ab und zu konnte ich mich davon stehlen und mich in der
Karawane umschauen, aber jedesmal wenn Vater mich fand hat es dann Schläge
gesetzt. Aber das war es wert!
Mit den Jahren habe ich aber gemerkt das nicht alles sinnlos war an der
Ausbildung. Geld ist für jetzt auch etwas was man verdienen kann und ich hab
Respekt vor Menschen die sich hoch arbeiten können. Und ein bisschen Rechnen und
Menschenkenntnis und Feilschen hab ich auch gelernt.Und ich habe ferne Länder
und Städte gesehen.
Nun aber zum dramatischsten und auch traurigsten Ereignis in meinem Leben. Es
wurde zwar immer gesagt ich solle aufpassen, das niemand die Karawane
überfällt, denn das kann schnell geschehen, aber ich hab mit der Zeit angefangen
das für eine Mär zu halten. An dem betreffenden Abend war ich darum auch
unachtsam und hab leider die Räuber zu spät gesehen. Und als ich dann sah wie
sie begannen die Menschen im Schlafe abzuschlachten habe ich richtig Angst
bekommen. Ich hab dann also schnell meinen Vater und Bruder geweckt und versucht
sie zu überreden mit in die kleinen Büsche am Rand des Rastplatzes zu fliehen,
aber Vater wollte bei seinen Waren bleiben und versuchen unser Leben zu
erkaufen. Aber ich hab gesehen wie sie die anderen Händler abschlachten, ich
wusste das das nix wird. Also hab ich mich schweren Herzens in die Büsche
geschlagen. Ich hatte solche Angst um mein Leben.
Es war wirklich grauenhaft, Vater konnte die Räuber natürlich nicht überreden.
Ich habe im im Gebüsch pausenlos zu Rastullah gebetet. Und er hat mein Gebet
auch erhört, aber um was für einen Preis? Am Morgen war das Lager verlassen und
überall lagen Leichen, die ersten Aasgeier hatten sich schon eingefunden. Ich
konnte echt nur noch weinen. Natürlich ist es ein Wunder das ich überlebt habe
und ich bin Rastullah ewig dankbar dafür, aber nun war ich allein.
Ich war echt verzweifelt, ich wusste nicht was ich machen sollte? Nach Hause
konnte ich nicht, denn ich bin ehrenlos geflohen und sollte eigentlich tot sein,
und außerdem müsste ich dann noch die gnadenlose Khom durchqueren.
Also blieb mir nur der Weg ins Mittelreich, denn unsere Karawane war auf dem Weg
dahin, ich kannte zwar nicht den genauen Weg, aber die ungefähre
Himmelsrichtung.
Inzwischen bin ich im Mittelreich angekommen, etwas sehr hungrig und
zerschrammt und mittellos aber gesund. Ich hätte zwar nach dem Überfall die
Leichen beklauen können, aber das waren Leute die ich kannte und liebte die kann
ich doch nicht bestehlen!
Ich merke nun immer wieder das Rastullah seine Hand über mich hält.
Das macht mich glücklich und ich habe auch meine Abenteuerlust wieder gefunden
und bin gespannt was mich in den großen Städten des Mittelreiches, insbesondere
Gareth erwartet. So weit ins Mittelreich sind wir früher nicht gekommen.
Am schlimmsten sind nur immer die Abende und Nächte wenn ich die anklagenden
aber auch traurigen Gesichter von Vater und meinem Bruder sehe. Dann kommen
wieder die Gedanken das ich eigentlich tot sein müsste.
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